Foto: Mauritius Images
Spargel ist bei Konsumenten sehr beliebt und sorgt im Handel mit frischen Impulsen für Vermarktungspotenzial. Im Spargelanbau steht man indes vor Herausforderungen.
Wenn ab März der erste heimische Spargel erhältlich ist, steigt auch der Abverkauf typischer Spargelbegleiter. Dazu gehören Kartoffeln, Sauce Hollandaise, Lachs, roher und gekochter Schinken oder Weisswein, aber auch Non-Food-Produkte wie Spargelschäler und –töpfe oder Weissweingläser. «Verbundplatzierungen bieten die Chance für maximalen Zusatzumsatz in der Saison», sagt Cornelia von Kamp, Category Manager bei Unilever. Produkte, die für das klassische Spargelrezept stehen, sollten daher im direkten Umfeld zu Spargel in der Obst- und Gemüseabteilung platziert werden. Etwa mit aufmerksamkeitsstarken Displays oder auch Holzkisten, wenn der Spargel in solchen angeboten wird, wie es bei Nestlé heisst. «Denkbar ist aber auch – sofern vorhanden – die Platzierung am Hofladenstand des regionalen Spargelbauern im Markt oder Eingangsbereich», so ein Tipp von Rila Feinkost-Importe.
Für gekühlte Produkte, beispielsweise Fisch, empfiehlt Deutsche See eine «prominente Aktionsplatzierung in der Frische- und Feinkosttheke, die mit Thekenaufstellern oder Rezeptkärtchen unterstützt wird.» Eine mobile Theke in der Obst- und Gemüseabteilung fördere den Verkauf zusätzlich. Unilever empfiehlt zudem Cross-Selling-Aktionen mit Couponings zur Incentivierung von Frischware, wie speziellen Schinkensorten oder Hackfleisch für Aufläufe.
Die bei Verbrauchern beliebte Direktvermarktung der Spargelhöfe kann der LEH ein Stück weit kopieren, indem er eine ähnliche Atmosphäre mit positiven Einkaufserlebnissen schafft. Kathrin Runge, Marketingleiterin bei Friedrichs, empfiehlt eine spezielle Spargelwelt aufzubauen, «mit allem, was für den perfekten Genuss benötigt wird.» Und dies entsprechend zu inszenieren: «Spargel steht für Frühlingsanfang – die Sehnsucht nach den ersten wärmenden Sonnenstrahlen lässt sich etwa mit einer sonnengelb-grünen und natürlichen Deko mit Frühblühern, frischer Petersilie und Kräutern erfüllen.»
Auch frische Erdbeeren eignen sich als Verbundplatzierung, sagt Jörg Saalwächter, Marketingleiter beim Importhaus Wilms. Als weiteres Produkt könne man hier noch Balsamico-Creme einbinden, die «wunderbar mit Erdbeeren harmoniere». Saalwächters Tipp: «Besonders zu saisonalen Highlights wie der Spargelzeit sind Verbraucher offen für Neues und wollen sich inspirieren lassen.» Thementische für Salatkombinationen könnten mit hochwertigen Öl-, Essig- und Senfvariationen für Impulse sorgen. Zudem biete die Spargelzeit einen idealen Aufhänger für das Trendthema gesunde Ernährung. «Statt der klassischen Buttersauce kann sich der POS mit gesunden Alternativen wie hochwertigen Olivenölen differenzieren», so Saalwächter. Für Konsumenten mit besonderen Ernährungsbedürfnissen seien auch vegane oder laktosefreie Varianten der klassischen Sauce Hollandaise verfügbar, ergänzt Nestlé.
Um Kunden bei neuen Kombinationen auf den Geschmack zu bringen, eignen sich vor allem Verkostungen. «Oft verleitet das Probieren zum Kauf oder, wenn ein Produkt nicht zusagt, kann ein anderer Spargelbegleiter vorgeschlagen werden», hat man bei Deutsche See beobachtet. Auch grosse Abbildungen von Gerichten oder der Aufbau innovativer Spargelrezepte als Kombiplatzierung sorgen für Aufmerksamkeit, heisst es bei Unilever: «Niemand möchte die klassische Zubereitung sieben Tage die Woche essen – neue Ideen müssen her.»
Randnotiz
Zum Einsatz von Plastikfolien im Spargelanbau
Heimischer Spargel ist zwar ein Saisongemüse, aber damit die Saison schon Ende März beginnen kann, helfen fast alle Spargelbauern mit Folie nach. Mit riesigen Planen decken sie die Felder ab, was für den Spargelbauern viele Vorteile hat: Die Stangen wachsen besser und gleichmässiger und ihre Spitzen können sich nicht verfärben. Es wird weniger Wasser benötigt, zudem wächst unter den Folien kein Unkraut. Zugleich sind sie aber auch ein grosses Umweltproblem: Durch die starke Verschmutzung können alte oder beschädigte Planen nicht recycelt werden. Ausserdem muss davon ausgegangen werden, dass Plastikpartikel in den Boden gelangen.
Einige wenige Spargelbauern in Deutschland verzichten daher auf Folien, etwa Familie Rehm aus Linden im Schrobenhausener Land, die den Spargel in freier Natur wachsen und reifen lässt – was auch für besseren Geschmack sorgen soll. Die grosse Mehrheit des heimischen Spargels wird allerdings unter Folie gezogen: Bei einer Befragung des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) e.V. gaben etwa nur zwei von 73 Betrieben an, keine Folie zu verwenden. Zur Umweltproblematik erklärt VSSE-Vorstandssprecher Simon Schumacher: «Die Betriebe verwenden die Spargelfolie bis zu zwölf Jahre und entsorgen sie danach fachgerecht. Eine spezielle Kennzeichnung für Spargel ohne Einsatz von Folie gibt es nicht.»
Willy Kreienbaum, Vorsitzender der Vereinigung westfälisch-lippischer Spargelanbauer und der Spargelstrasse Nordrhein Westfalen, ergänzt: «Nach wie vor verlangen die deutschen Verbraucher reinweissen Spargel. Zeigt sich auch nur eine leicht violette Färbung in der Spitze, sind diese Stangen nicht mehr als erste Qualität zu verkaufen, obwohl an ihnen nichts auszusetzen ist – diese Qualität ist nur mit der Hilfe der Folien zu erreichen.»
Auch im Bio-Anbau ist der Einsatz von Folie erlaubt. Beim Anbauverband Demeter sind jedoch Plastikfolien aus PVC generell verboten, wie Sprecherin Susanne Kiebler erklärt: «Mehrfach verwendbare Folien oder Folien aus nachwachsenden Rohstoffen sind hingegen erlaubt und werden teilweise verwendet.» Verbrauchern, die folienfrei angebauten Spargel möchten, rät Kiebler «Spargel dann zu kaufen, wenn er im Freiland ohne Folienanbau Saison hat – also je nach Witterung meist Ende April.» Wenn der Handel folienfrei angebauten Spargel anbieten wolle, könne er mit dieser Anforderung vorab auf die Betriebe oder den Grosshandel zugehen.