Anuga: Branche gelobt Besserung

Freitag, 11. Oktober 2013
Foto: Koelnmesse

Die Lebensmittelbranche steht regelmäßig im Kreuzfeuer der Kritik. Auf der Anuga drehte sich daher alles um die aktuellen Bemühungen zu mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Tierwohl.

Es sind große Worte, die viele Hersteller auf der Anuga machten: Den Nutztieren soll es besser gehen, mit der Umwelt soll schonender umgegangen werden und: Der Verbraucher soll per QR-Code oder Webseite mit wichtigen Zusatz- und Herkunftsangaben zum Produkt versorgt werden. „Die Gruppe der Verbraucher, deren Konsum ökologisch und nachhaltig sowie auf Qualität und Genuss ausgerichtet ist, hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, so BVLH-Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch zu den Hintergründen. Sogenannte LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) oder auch „Quality Eater“ sollen heute bereits ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Somit steigt die Gruppe der Verbraucher, die auf Frische, Natürlichkeit, Bio, Transparenz, Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität achtet. Das haben viele Aussteller der Anuga erkannt und reagieren mit neuen Konzepten.

Von antibiotikafrei bis nachhaltig

So setzt Wursthersteller Reinert etwa auf antibiotikafreies Hühnchen in Aspik. „Der Verbraucher will Klarheit und Ehrlichkeit“, so Roland Verdev, Geschäftsführer Vertrieb bei Reinert.  Mit der Auslobung „antibiotikafrei“ lasse sich das Unternehmen bewusst keine Täuschungsspielräume. Bei Hersteller Frosta spielen die Themen Transparenz und Nachhaltigkeit traditionell eine große Rolle. „Wir sind bislang das einzige Unternehmen, dass auch für komplexe Produkte wie Fertiggerichte eine chargengenaue Rückverfolgbarkeit aller Zutaten anbietet“, sagt Hinnerk Ehlers, Vorstand Marketing & Vertrieb bei Frosta. Rund 100 Verbraucher sollen den hauseigenen Zutatentracker bislang täglich nutzen. Tendenz steigend. „Wenn andere Unternehmen sagen, dass eine chargengenaue Rückverfolgbarkeit aller Zutaten nicht möglich ist, dann ist das schlichtweg falsch“, so Ehlers. Eine derartige Transparenz sei zwar arbeitsaufwendig, aber durchaus machbar. „Wir zeigen dadurch, dass wir nichts zu verbergen haben.“  Im Hause Cono Kaasmakers (Beemster) reagiert man auf den Wissensdurst der Verbraucher mit einer neuen, gläsernen Käserei. Die Produktion soll dadurch nicht mehr nur bei einem Besucherrundgang von innen, sondern auch von außen einsehbar sein. Außerdem will das Unternehmen den Verbraucher weiter auf seine 100-Prozent-Weidemilch-Philosophie aufmerksam machen. Tierwohl bei Molkereiprodukten spiele bislang in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle. Das wollen die Käseexperten aus den Niederlanden ändern. Die Rügenwalder Mühler geht einen anderen Weg: Transparenz in Bezug auf die eigenen Mitarbeiter. Mittels QR-Codes auf den Verpackungen können die Verbraucher sich über die „Menschen hinter den Produkten“ informieren. Mehr Transparenz bei den einzelnen Produktbestandteilen schätzt  das Unternehmen hingegen als schwierig ein. „Bei Mischprodukten wie Leberwurst ist eine solche Transparenz – im Unterschied zu einem ganzen Stück Fleisch – kaum zu leisten“, so Lothar Bentlage, Geschäftsleiter Vertrieb der Rügenwalder Mühle.

Ernst gemeint oder Marketing-Gag?

Trotz aller Versprechen äußerten viele Hersteller auch Bedenken: Einige Mitbewerber würden  Themen wie Nachhaltigkeit und Transparenz vor allem als Marketinginstrument nutzen und somit nicht ernst nehmen. „Wir sind für mehr Nachhaltigkeit aus eigenem Interesse und nicht aus Marketinggründen“, kommentiert Oliver Frielingsdorf, Marketingleiter bei Steinhaus. Bei kritischen Verbrauchern könne man langfristig nur mit absoluter Ehrlichkeit punkten.

Branche zeigt sich zufrieden

Mit dem Verlauf der Messe selbst zeigten sich die Hersteller einvernehmlich sehr zufrieden. Rund 155.000 Fachbesucher waren vor Ort, darunter auch die für die Industrie besonders wichtigen Einkäufer. „Die Anuga ist für das internationale Food-Geschäft die weltweit wichtigste Messe“, bilanzierte Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung Koelnmesse. Viele Hersteller betonten in den Gesprächen, dass die Anuga besonders für das Exportgeschäft eine bedeutende Rolle einnehme.

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Die Trends der Anuga

  • Gourmet Produkte und regionale Spezialitäten
  • Halal Food
  • Bio-Produkte
  • Vegetarische Produkte
  • Health & Functional Food
  • Koschere Produkte
  • Finger Food
  • Handelsmarken (private labels)
  • Ingredients
  • Fair gehandelte Produkte

Quelle: Koelnmesse